z.B.: Gen 18,16-33 oder Ps 84

Das Buch der Weisheit

Kapitel 17

1Groß und schwer darzulegen sind ja deine Entscheidungen; / deshalb gingen Unbelehrbare in die Irre. / 2Als die Gesetzlosen meinten, sie könnten das heilige °Volk unterdrücken, / lagen sie selber als Gefesselte der Finsternis da und als Gefangene einer langen Nacht, / eingeschlossen unter ihren Dächern, Flüchtlinge vor der ewigen Vorsehung. / 3Während sie meinten, bei ihren heimlichen Verfehlungen / unter einer dunklen Decke des Vergessens verborgen zu bleiben, / wurden sie zerstreut, furchtbar geängstigt / und völlig verschreckt durch Einbildungen. / 4Nicht einmal der hinterste Winkel bewahrte sie vor Furcht, / sondern es umtosten sie Geräuschkaskaden / und düstere Gespenster mit traurigen Gesichtern erschienen. / 5Keinerlei Feuerkraft vermochte Licht zu spenden, / die strahlenden Flammen der Sterne konnten jene traurige Nacht nicht erhellen. / 6Es erschien ihnen aber / ein von selbst brennender Feuerherd voll °Schrecken. / Auch als jener Anblick nicht mehr zu sehen war, hielten sie, in Panik versetzt / das, was sie sahen, für schlimmer, als es war. / 7Die Spielereien der magischen Kunst waren ohnmächtig / und der Beweis für das Prahlen mit ihrer Klugheit war beschämend. / 8Die versichert hatten, Furchtanfälle und Verwirrtheiten kranker °Seelen vertreiben zu können, / gerade diese waren krank und litten an lächerlicher Angst. / 9Auch wenn nichts Verwirrendes sie in Furcht versetzte – / aufgescheucht durch das Vorbeiziehen von Getier und das Zischeln von Kriechtieren / 10kamen sie vor Zittern um / und weigerten sich, in die Luft zu schauen, / der man doch nirgends entfliehen kann. / 11Wenn Schlechtigkeit überführt und verurteilt wird, erweist sie sich als ängstlich; / sie bezieht immer das Schlimmste auf sich, da sie vom schlechten Gewissen beherrscht wird.
12Denn °Furcht ist nichts anderes, als von den Hilfen der Vernunft im Stich gelassen zu werden. / 13Im Innern aber, unterlegen, meint die Erwartung, / die eigene Unwissenheit sei größer als das, was die Qual zufügt. / 14Die aber, die während jener eigentlich machtlosen Nacht, / die aus den Winkeln einer machtlosen Unterwelt über sie kam, / im Schlaf dalagen, / 15wurden bald durch eingebildete Monster gejagt, / bald durch den Verrat des °eigenen Inneren gelähmt; / eine plötzliche und unerwartete Furcht überkam sie.
16So waren alle, die dort hinsanken, / in Gewahrsam genommen, in das gitterlose Gefängnis eingeschlossen. / 17Ob Bauer oder Bäuerin, Hirt oder Hirtin, / sich Abmühende in der Wüste – / plötzlich mussten sie das Unentrinnbare aushalten. / 18Mit einer einzigen Kette der Finsternis nämlich waren alle gefesselt. / Ob nun der °Wind zischte / oder Vögel in rings weit ausladenden Zweigen wohlklingenden Laut gaben / oder fließende Wasser gewaltig dahinströmten / 19oder heruntergeworfene Steine hart aufschlugen / oder hüpfende Lebewesen unsichtbar vorbeirannten / oder wilde Raubtiere brüllten / oder ein Echo aus einer Schlucht von Bergen widerhallte – / Schrecken lähmte sie. / 20Die ganze Welt lag in strahlendem Licht / und war ungehindert mit ihren Werken beschäftigt. / 21Allein über jene war schwere Nacht gebreitet, / ein Bild der Finsternis, die sie aufnehmen sollte, / sich selbst aber waren sie noch schwerer erträglich als die Finsternis.