jare (hebr.) – fürchten, achten, würdigen; jira (hebr.), phobos (griech.) – Furcht, Ehrfurcht, Respekt, Verehrung.

Von Furcht spricht die Bibel im Zusammenhang von Gewalt, wilden Tieren, Feindinnen und Feinden, Kriegen und Tod. Das Wortfeld fürchten umfasst aber weit mehr als nur furchtsame Reaktionen bei Gefahren. Ehrfurcht erweisen, in Ehrfurcht begegnen, würdigen, respektieren, ergeben sein, ehrfürchtig sein, (ver-)ehren und achten sind ebenfalls Bedeutungen des hebr. Verbs jare.

Die Übersetzung des biblischen Ausdrucks Gottesfurcht führt häufig zu Missverständnissen. Zwar kann der Anblick der Gottheit Furcht und Schrecken auslösen (Ex 3,6), doch Gott zu ehren und zu achten führt zu Einsicht, Orientierung und gerechtem Verhalten (Spr 1,7). Die Ausdrücke Gott lieben und Gott fürchten/achten können im Kontext parallel stehen (Dtn 5,29; 6,2.5) und meinen die Anerkennung Gottes und das Halten der Gebote. Als die Hebammen sich weigern, dem Befehl des mächtigen Pharao zu gehorchen und die männlichen Neugeborenen der Hebräerinnen nicht töten, wird als Motivation für dieses mutige Verhalten die Verehrung Gottes genannt (Ex 1,17). Die Gottesfurcht der Hebammen zeigt sich als ziviler Ungehorsam, als Widerstand gegen politische Unterdrückung und als Eintreten für das Leben. In der biblischen Tradition sind Gottesfurcht und Leben eng miteinander verknüpft (Spr 14,26 f; 19,23; Ps 25,12-14). Die Ehrfurcht vor Gott zielt auf den Schutz der unmittelbar Schutzbedürftigen (Ex 1) und ermöglicht ein friedliches Miteinander. Gottesfurcht ist nicht nur auf den Gott Israels begrenzt und kann in gewisser Weise allgemein für den Begriff Religion stehen (Gen 20,11).

Als Gottesfürchtige werden Menschen bezeichnet, die sich Gott zuwenden und sich in Gott bergen (Ps 31,20; 118,4). Im ntl. Kontext sind Gottesfürchtige (griech. phoboumenoi, sebomenoi ) Menschen, die am jüdischen Synagogengottesdienst teilnehmen und sich teilweise an die jüdischen Gebote halten. Dabei orientieren sie sich an der Lebens- und Glaubenspraxis der lokalen jüdischen Gemeinde, der sie angehören (Apg 10,2; 17,4).

Das Neue Testament versteht die Gottesfurcht (phobos) im atl. Sinn als Ehrfurcht, Verehrung und Vertrauen (Mk 4,40; 16,8; Lk 1,50; 2 Kor 7,11). Fürchtet euch nicht! ist eine Formulierung, die im AT und NT zu finden ist, und auf das Vertrauen in Gott zielt (vgl. Ex 14,13; Num 14,9; Dtn 31,6; Jer 42,11; Mt 10,31; Lk 2,10; u. ö.). (U. B.)