schuv, teschuva (hebr.), metanoia (griech.) – zurückkehren, Umkehr, Sinnesänderung.

Das hebr. Wort(feld) schuv bezeichnet in verschiedenen Aktionsformen ein Umwenden, Umkehren, Zurückkehren. Das kann eine Umkehr im räumlichen Sinne meinen, aber auch die Umkehr zu Gott, d. h. die Abwendung von einem verfehlten Lebensweg. In solcher Umkehr können Gottes Tun und das Tun von Menschen auf unterschiedliche Weise zusammenkommen. Menschen kehren von ihren bösen Taten um, und daraufhin wendet sich Gott von der angedrohten Vernichtung ab. Auf Ninives Umkehr hin kehrt auch Gott um (Jona 3); die Bitte um Gottes Umkehr kommt z. B. auch in Ps 90,13 zur Sprache. Andererseits wird die Umkehr von Menschen zu Gott dadurch möglich, dass Gott sie umkehren lässt (Klgl 5,21). Das in der hebräischen Bibel seltene Nomen teschuva wird im rabbinischen Judentum zum Inbegriff der Umkehr zu Gott. Entsprechend meint auch das griech. Wort metanoia eine Sinnänderung, ein Umdenken, eine Abkehr vom bisherigen falschen Weg, über den man Reue empfindet und Buße tut. In Lk 17,3 f geht es um das Bereuen der Verfehlung gegenüber dem Mitmenschen. Zum Grundton der Botschaft wird der Ruf metanoeite (kehrt um, empfindet Reue, ändert euren Sinn!) bei Johannes dem Täufer (vgl. Mk 1,4; Mt 3,2.8.11). Jesus nimmt diesen Ruf auf (Mt 4,17 – ein hinführendes Zitat aus Jes 8,23 – 9,1 geht unmittelbar voraus). Die Umkehr ist notwendig angesichts des kommenden Gottesreichs – so auch bei Paulus (Röm 2,4).

Die ntl. Aufforderung zur Umkehr (metanoia) setzt die atl., besonders die prophetische Aufforderung zur Umkehr (schuv, teschuva), fort. Umkehr bedeutet auch Rückkehr zur Tora (↑ Gesetz). Dennoch ist eine Bedeutungsverschiebung zwischen den hebr. und den griech. Worten und Wortfeldern erkennbar, nämlich zwischen einer (hebr.) Umkehr mit den Füßen, d. h. einer realen Richtungsänderung des (Lebens-) Wegs, und der (griech.) Umkehr im Sinn (griech. nous), d. h. einem Umdenken (metanoein). Das sei, so formulierte es der jüdische Philosoph und Bibelübersetzer Franz Rosenzweig in einem Brief an Rudolf Ehrenberg (4. 11. 1913), einer der Punkte, bei denen die Weltgeschichte im Wörterbuch steht. Damit die metanoia des NT nicht auf Denken und Fühlen verkürzt wird, sondern das Gehen und Tun im Blick bleibt, geht es auch hier darum, das Denken vom Kopf auf die Füße zu stellen. (J. E.)