Gott, Gottesnamen, Gottesbezeichnungen.

Gott hat in der Bibel Namen und Gott hat in der Bibel einen Eigennamen. Dass diese Tatsache den meisten Christinnen und Christen ganz unbekannt ist, führt u. a. dazu, dass viele biblische Aussagen und auch zentrale Formulierungen der christlichen Gottesdienstsprache (im Namen Gottes, geheiligt werde dein Name) letztlich unverständlich geworden sind. Ein aufmerksames Umgehen mit dem Gottesnamen gehört zu den zentralen Anliegen der Bibel in gerechter Sprache. Das bezieht sich vor allem auf den Eigennamen Gottes, der im AT mit den Konsonanten j-h-w-h geschrieben wurde. Um dessen Heiligkeit zu wahren, wurde er seit biblischer Zeit nicht ausgesprochen, sondern durch ein Ersatzwort wiedergegeben. Die Aufmerksamkeit für den Gottesnamen drückt sich in der Bibel in gerechter Sprache in den Übersetzungen der unterschiedlichen Namen aus und in einer besonderen graphischen Wiedergabe des Eigennamens Gottes in Verbindung mit der Kopfzeile über jeder linken Seite des Bibeltextes. Warum diese Bibelübersetzung so verfährt und wie sie es im Einzelnen tut, ist in der Einleitung (o. S. 14-18) ausführlich beschrieben.

Neben dem Eigennamen Gottes gebraucht die Bibel eine Reihe von weiteren, z. T. namenähnlichen Gottesbezeichnungen. Um sie geht es in diesem Glossarartikel. Der Wechsel zwischen dem Eigennamen und einer oder mehrerer solcher weiteren Bezeichnungen Gottes ist für das Verstehen vieler Bibeltexte wichtig. Darin kann eine je spezifische – z. B. nahe oder fernere – Beziehung zu Gott und oft eine im Text selbst zum Ausdruck gebrachte Veränderung der Gottesbeziehung zur Sprache kommen.

jah ist eine Kurzform des Gottesnamens jhwh. Sie begegnet in liturgischen Wendungen wie dem Hallelujah (Lobt Jah!, Ps 104,35; 105,45; 106,1 u. ö.), aber als Gottesname auch allein (z. B. Jes 12,2; Ps 68,5; 94,7; 118,5.14). Mit dieser Kurzform bzw. den ähnlichen Formen jahu oder jo sind viele biblische Personennamen gebildet, z. B. Jeschajahu [Jesaja] (Jahu rettet), Jonatan (Jo hat gegeben), Jochanan / Johannes / Johanna (Jo hat sich freundlich gezeigt), Jochebet (Jo hat Gewicht, Ehre).

adonaj ist eine der Ausspracheformen des Eigennamens Gottes jhwh (dazu in der Gesamteinleitung S. 14-16). Zugleich kommt adonaj auch als eigenes geschriebenes Wort vor und ist auch dann eine Bezeichnung, besser: eine Anrufung allein Gottes. Sie hängt mit dem Wort adon zusammen, welches Herr bedeutet. Das ist der Grund, warum adonaj als Leseform des göttlichen Eigennamens in der griech. Übersetzung des AT (Septuaginta) und dann im NT mit dem Wort ↑ kyrios (Herr) wiedergegeben werden kann, und somit auch der Grund dafür, dass in den meisten christlichen deutschen Bibelübersetzungen der Eigenname Gottes mit Herr (z. T. in der besonderen Schreibweise Herr) wiedergegeben wird. Herr als Wiedergabe von adonaj ist jedoch in mehrfacher Hinsicht problematisch: Dass es sich um einen Namen Gottes handelt und nicht um eine Funktion oder Rolle, wird unkenntlich. Von Gott als dem Herrn zu sprechen, schreibt zudem eine Männlichkeit Gottes fest, die der Bibel selbst nicht gerecht wird (dazu in der Gesamteinleitung bes. S. 17 f). Dazu kommt, dass die ganz besondere Wortform adonaj im Hebräischen (anders als das deutsche Wort Herr und das griech. ↑ kyrios) ausschließlich als Anrede Gottes gebraucht ist. Einen hochgestellten Menschen redet man als adoni (mein Herr) an, z. B. in 1 Kön 3,17 den König. Gottes Herrschaft ist mithin bereits im sprachlichen Ausdruck von jeder anderen grundsätzlich unterschieden. Geschlechtergerechte Sprache will nicht etwa das Thema der Herrschaft Gottes verharmlosen. Sie will vielmehr der Festschreibung einer ausschließlichen oder vorrangigen Männlichkeit Gottes ebenso entgegentreten wie einer Einreihung der Gottesherrschaft in all die anderen Herren und Herrschaften. Gottes Herrschaft anzuerkennen kann darum bedeuten, die Herrschaft von Menschen über Menschen nicht anzuerkennen.

Als Wiedergabe der Anrede adonaj werden in der Bibel in gerechter Sprache verschiedene Wendungen gebraucht, z. B. die Macht (Am 1,8), meine Autorität (Num 14,17; Klgl 1,15), die Autorität über mir (Klgl 1,14), Macht über mir (Gen 15,2; 18,27), Macht über allem (Hiob 28,28) oder gelegentlich auch meine Herrin (Ex 4,10) sowie die Gottesmacht (Ez 21,14; 18,25). Wenn das Wort adonaj an den Eigennamen Gottes angeschlossen ist, wie es z. B. sehr oft im Ezechielbuch geschieht, bietet sich im Deutschen eine Apposition (mächtig über allen, z. B. Ez 2,4; 25,3; 48,29) oder eine verbale Auflösung an (du herrschst über mich, Hab 3,19).

elohim ist das im AT am häufigsten gebrauchte Wort für Gott. Überwiegend benennt es Israels Gott (beginnend mit Gen 1,1), doch kann gelegentlich auch eine andere Gottheit als elohim bezeichnet werden (Ex 12,12; Ri 10,6 u. ö.). Das Wort ist zudem für sich genommen gramm. ein Plural, so dass an manchen Stellen fraglich ist, ob Israels Gott oder andere Götter gemeint sind (beides im Gegensatz in Ps 82, aber auch in Ex 20,2 f; 1 Kön 18,24; 2 Chr 2,4). Zuweilen kann das Wort elohim auch die göttliche Qualität oder Größe einer Sache bezeichnen.

Mehrere biblische Texte (Dtn 4,12-20; Num 23,19; Hos 11,9 s. auch unter el) betonen, dass Gott kein Mann ist. Die Bibel in gerechter Sprache versucht das auch in deutschen Wiedergaben ernst zu nehmen. Darum wird elohim an manchen Stellen mit die Gottheit übersetzt. Dass sich dann im Deutschen ein sie anschließt, kann zu einer guten Einübung werden, die verbreitete merkwürdige Vorstellung, Gott sei zwar kein Mensch, aber ein Mann, zu verlernen. Aber wie so oft und besonders oft bei Übersetzungsfragen: Die Lösung eines Problems schafft nicht selten ein neues. Gottheit als Anrede drückt eine größere Distanz aus als die Anrede Gott. Einige Texte machen auch inhaltlich auf eine solche Distanz aufmerksam. Besonders deutlich wird das in Gen 22, wo Abraham von der Gottheit (ha-elohim, mit Artikel) den Befehl erhält, seinen Sohn zu schlachten (Gen 22,1), während an eben der Stelle, an der Gott mit dem Eigennamen genannt wird, das Menschenopfer untersagt wird (Gen 22,11). In der Bibel in gerechter Sprache begegnet Gottheit auch als Anrede. Damit wird jedoch nicht in Frage gestellt, dass Glauben in der Bibel eine persönliche lebensbestimmende Beziehung der Menschen zu Gott ausdrückt. Sollten wir eher lernen, das Wort Gott auch grammatisch zweigeschlechtlich zu gebrauchen, so dass Formulierungen wie Gott, der … und Gott, die … einmal gleich vertraut werden? In dieser Richtung finden sich in der Bibel in gerechter Sprache auch Übersetzungen von elohim (und auch el, s. u.) mit Gott, welche mit einem sie fortgesetzt werden (Gen 1,27; 2,2). Gerade hier zeigt sich, dass das Übersetzen der Bibel ein stets unabgeschlossenes Projekt bleibt.

el ist wie die gramm. Pluralbildung elohim eine Bezeichnung für Gott. In Religionen von Nachbarvölkern Israels kann El eine eigene Gottheit sein. Im AT bezeichnet el oft Gott im Gegenüber zum Menschen und besonders zum Mann (Num 23,19; Hos 11,9; Ez 28,2). Weiter gibt es eine ganze Reihe von Verbindungen des Wortes el mit einer folgenden Näherbestimmung wie el schaddaj (s. u.), el eljon (s. u.) oder auch el ↑ olam (etwa: Gott ewiger Zeiten, Gen 21,33), el betel (el in Betel, Gen 35,7) oder der (mit Artikel) el deines Vaters (Gen 46,3). Dass die (gramm. männliche) Bezeichnung el auch eine Göttin meinen kann, zeigt sich in der Wendung el der Frauen und Männer aus Sidon, die in 1 Kön 11,33 die Göttin Astarte meint. Die Gottesbezeichnung el ist Bestandteil vieler Personennamen, z. B. Israel (jisra-el, in Gen 32,29 gedeutet als Gottesstreiter), Jo-el (Jo ist Gott), Micha-el (Wer ist wie Gott?), Gabri-el (Mann Gottes), aber auch Eli-eser (Gott ist Hilfe) oder Eli-sabet (Gott ist Fülle).

eloah ist der gramm. Singular zu elohim (s. o.) und bezeichnet in archaischer Sprachform Gott (Dtn 32,15; Hab 3,3; Hiob 19,26 u. ö.). Deutsche Wiedergaben haben es mit den Fragen zu tun, die sich auch mit elohim (s. o.) und el (s. o.) verbinden.

eljon (etwa: die höchste Gottheit) dürfte eine ursprünglich selbstständige Gottesbezeichnung sein, die auf Israels Gott übertragen wurde. Sie begegnet (teils in der Verbindung el eljon u. a. in Gen 14,19.22; Dtn 32,8; Ps 7,18 (Gott in der Höhe); Dan 7,18 (in aramäischer Sprache: höchste Macht).

schaddaj bzw. el schaddaj ist ein Gottesname, dessen Bedeutung vermutlich bereits in biblischer Zeit nicht mehr eindeutig war. Ursprünglich könnte es die Bezeichnung einer Gottheit des Feldes oder Bezirks (akkadisch schadu) gewesen sein. In Frage kommt aber auch eine Verbindung mit schad, einem Wort für die Mutterbrust. Im Hebr. konnte man beim Wort schaddaj auch das Verb schadad (vernichten) mithören, so dass schaddaj zugleich die Gottheit, die nährt und zerstört (Gen 17,1; Rut 1,20) bezeichnen kann. Eine andere alte Verstehensform von schaddaj löst das Wort in das Relativpronomen scha und das Wort daj (genug) auf, so dass sich als Bedeutung von schaddaj ergab: der sich selbst genug ist. Von diesem Verständnis her kam es zur griech. Wiedergabe dieses Gottesnamens als pantokrator (Allherrscher) und dann zum lat. omnipotens (Allmächtiger). Nachbiblisch wurde so die (ohnehin nur als Grenzaussage mögliche) Vorstellung von der Allmacht Gottes zu einer christlich-theologischen Figur und These. Wenn dann aber schaddaj (der Name, unter dem sich Gott den Erzeltern offenbart hat, Ex 6,3) in vielen Bibelausgaben als der Allmächtige oder der allmächtige Gott übersetzt wird (so in Gen 17,1; Ex 6,3), steht das zur biblischen Rede von Gott in Spannung, weil dabei ein Name in eine Eigenschaft verwandelt wird. Die Rede von Gottes Allmacht ist nur dann biblisch vertretbar, wenn sie keine (zudem männliche) Omni-Potenz meint, keine die Mächte und die Supermächte noch steigernde All-Macht, sondern Gottes Fähigkeit zur Reue (Gen 6,6f; Jona 3,10) einschließt und zum Ausdruck bringt, dass Gott nicht einmal den Regeln der Macht unterworfen ist, sondern Macht über die Macht hat (Hiob 5,17). So kann gerade der rätselhafte und schillernde Gottesname schaddaj zum Anlass wichtiger theologischer Reflexionen und Neubesinnungen werden.

hypsistos (griech.), ein substantiviertes Adjektiv, bedeutet Höchste/r. Diese Gottesbezeichnung findet sich häufig in den deuterokanonischen (apokryphen) Büchern des AT (z. B. Tob 1,13, Jdt 13,18; Weish 6,3; Sir 7,9; 50,21; 2 Makk 3,31) sowie einer Reihe ntl. Stellen (u. a. Mk 5,7; Lk 1,32; Apg 7,48; Hebr 7,1).

theos ist die geläufige griech. Bezeichnung für Gott bzw. für einen Gott. Sie meint im NT Israels Gott, aber gelegentlich auch Gottheiten anderer Religionen (z. B. Apg 19,26 – anders als bei hebr. el (s. o), elohim (s. o.) gibt es im Griech. auch die weibliche Bezeichnung thea (Apg 19,27.37 in der Rede von der großen Göttin Artemis). Für das Verstehen des Gebrauchs von theos im NT ist die Beachtung der Frage wichtig, ob es mit Artikel (ho theos) oder ohne Artikel steht. Letzteres kann bedeuten, dass etwas nicht mit Gott identisch ist, wohl aber göttliche Qualität hat oder (so in der Übersetzung von Joh 1,1) wie Gott ist. Im NT wird der Messias (Christus) Jesus in unvergleichlicher Weise mit Gott verbunden gesehen; eine Aussage, nach der er selbst Gott sei, findet sich zwar im Munde des Thomas (Joh 20,28), kann aber keineswegs als ntl. Lehre aufgefasst werden. So bezieht sich das Wort theos in Röm 9,5 mit großer Wahrscheinlichkeit auf Gott und nicht auf Christus. (Dagegen gibt es im Gebrauch des Wortes ↑ kyrios Stellen, die Gott und auch Jesus meinen können.)

Im Blick auf das Geschlecht gilt auch bei theos das zu el und elohim Ausgeführte. Das gramm. Geschlecht muss nicht mit dem personalen identisch sein. Darum kann in der Bibel in gerechter Sprache auch im NT von Gott in sprachlichen Formen die Rede sein, die entweder neutral sind oder ausdrücklich auch eine weibliche Form in der Rede von Gott gebrauchen.

Auch das griech. Wort theos ist Bestandteil von Personenamen, z. B. Timotheos bzw. lat. Timotheus (Fürchtegott) oder Theophilos (Gottesfreund, Gottlieb).

Gott hat in der Bibel einen Eigennamen und darüber hinaus weitere Namen und Bezeichnungen. Gemeinsam halten sie fest, dass Gott stets derselbe, aber nicht immer die Gleiche, stets die Gleiche, aber nicht immer derselbe ist. Das Zugleich der Erfahrung der Einheit und der Erfahrung der Vielfalt Gottes erkennbar werden zu lassen – eben jener Vielfalt, die sich der Einheit Gottes verdankt –, ist ein ganz zentrales Anliegen der Bibel in gerechter Sprache. (J. E.)