davar (hebr.) – Sache, Angelegenheit, Wort; logos (griech.) – Wort, Rede.

Das hebr. Wort davar hat zwei Bedeutungsseiten, die für uns sprachlich zunächst deutlich auseinander fallen. Einmal geht es um die Sache im Sinne von Angelegenheit oder Begebenheit (die Sache mit den Eselinnen 1 Sam 10,2; die Bewandtnis, die es mit dem Schuldenerlass auf sich hat Dtn 15,1; manchmal einfach nur etwas: etwas Anrüchiges Dtn 24,1). Werden die laufenden Ereignisse der Tage aufgeschrieben, entstehen Annalen (1 Kön 14,29; so auch der Titel der Bücher der Chronik). Dann aber heißt davar Wort, Rede, und zwar in der ganzen Breite wie im Deutschen, von einer einzelnen Mitteilung (Ri 3,19) über eine lange Rede (Die folgende Rede als Buchanfang in Dtn 1,1) bis zur Bezeichnung für Sprache (so hatte die Menschheit beim Turmbau eine einheitliche Sprechweise und übereinstimmende Worte Gen 11,1), vor allem aber als Wort Gottes – im Sinne von Gottes eigener Angelegenheit. Die zehn Gebote sind in biblischer Sprache die zehn Worte (Ex 34,28). Dem zweiten Gebrauch entspricht der des griech. logos. Gemeint ist das Wort, und zwar von alltäglichen Äußerungen (Euer Wort soll ein eindeutiges Ja sein oder ein eindeutiges Nein Mt 5,37) über das wirksame Machtwort (sag nur ein Wort, und mein Sklave wird gesund Mt 8,8) bis zu den zentralen Inhalten der Verkündigung: von der Kreuzigung zu erzählen … (1 Kor 1,18) oder dem Wort von der Versöhnung (2 Kor 5,19).

Eine einmalige und herausragende Stellung hat die Rede von logos / Wort im Prolog des Joh: Danach war das Wort am Anfang vor der Schöpfung bei Gott (1,1) und dieses Wort wurde Fleisch (1,14). Dahinter steht eine lange und komplexe Geschichte des Wortes. Im AT kann, wie von anderen Größen (Ps 85,11 f), so bes. auch vom prophetischen Wort fast wie von einer eigenständigen Größe geredet werden. Gott sendet ein Wort aus, das in Israel niederfällt (Jes 9,7), das Wort Gottes geschieht / ereignet sich an und durch Propheten (Jer 7,1; 11,1), es bewirkt, wozu es gesandt ist (Jes 55,11). Vor allem gilt: Durch ein Wort des Lebendigen sind die Himmel gemacht (Ps 33,6; vgl. Gen 1,3). Noch deutlicher wird in Spr 8 von der Weisheit als einer personal vorgestellten, weiblichen Größe gesprochen, die als Erstling geschaffen wurde (V. 22), als Liebling der Gottheit vor ihr spielt (V. 30) und durch die Gott die Welt geschaffen hat (V. 23-29). Die Weisheit wird schließlich mit dem Wort zusammengebracht (Weish 8,1 f u. ö.), auch sie geht wie das Wort aus dem Mund der Höchsten hervor (Sir 24,3). Schließlich wird sie zudem mit der Tora gleichgesetzt (Sir 24,23 f), woraus sich die Vorstellung eines weisen Weltengesetzes ergibt, das im Sinne von Naturgesetzen der Schöpfung zugrunde liegt und in Israel durch Mose seinen Ort fand. Wenn in Joh 1 logos mit Weisheit wiedergegeben wird, wird damit ein Element aus der Vorgeschichte des Konzeptes einer personalen Größe Wort, die der Schöpfung vorangeht und ihr als Ordnung zugrunde liegt, zum Verständnis dieses Textes herangezogen. (F. C.)