olam (hebr.), aion (griech.) – lange Zeit, für immer, Weltzeit, Ewigkeit.

Beide Worte bezeichnen in der Bibel zunächst eine sehr lange Zeitdauer im Blick auf Vergangenheit und Zukunft. So kann die Zeit Davids olam-Tage genannt werden (Am 9,11); einem König wünscht man Leben für olam, d. h. überaus langes Leben (Neh 2,3). olam und aion sind die Ur- und Vorzeit (Jer 6,16; Mi 7,14), bedeuten immer (schon) (Koh 1,10; Lk 1,70) oder – als Angabe kommender und fernster Zukunft – für immer (Koh 2,16; Eph 3,21), schließlich auch die von der fernen Vergangenheit bis zur fernen Zukunft reichende Weltzeit (besonders in der häufigen Wendung von olam zu olam). Die übliche Wiedergabe von olam und aion bzw. (adjektivisch) aionios mit ewig(lich), Ewigkeit kommt an vielen Stellen eher im umgangssprachlichen Sinn in Betracht (wie wenn man heute sagt: dein ewiges Gejammere oder: Das ist ja schon eine Ewigkeit her).

Es gibt aber auch einen biblischen Sprachgebrauch, der als olam und aion(ios) die alle Vergänglichkeit überschreitende, dauernde, bleibende Zeit bezeichnet und so der Vorstellung der Ewigkeit näher kommt. So ist Gott selbst olam (Zeit und Welt, Gen 21,33) und aionios (Ursprung aller Zeit, Röm 16,26). Das von Menschen zu gewinnende ewige Leben (Dan 12,2 f) ist ein der Tora (↑ Gesetz) entsprechendes Leben in Gerechtigkeit, das Vergänglichkeit und Tod überdauert wie der Schatz im Himmel im Gegensatz zu allem irdischen Besitz (Mk 10,17-27). Doch auch in diesem Fall handelt es sich nicht um eine chronologisch quantitative Zeitangabe, sondern um die qualitative Kennzeichnung eines ganz und gar lebendigen Lebens.

Zu einer von den genannten Bedeutungen von olam und aion unterschiedenen Sprach- und Vorstellungswelt kommt es in der Apokalyptik. Hier wird die Zeit dieser Welt zur noch bleibenden Frist begrenzt und zugleich der Raum dieser Welt durch die Hoffnung auf eine andere, neue Welt entgrenzt. Nun unterscheidet man im Judentum und so auch im NT zwischen dieser und der kommenden Welt (olam ha-se – olam ha-ba), dem vergehenden und dem zukünftigen aion, Äon (Mk 10,30; Mt 13,39 f). (J. E.)