Im Rahmen eines Bibelkongresses an der Woltersburger Mühle in Uelzen haben wir im August auf 20 Jahre Bibel in gerechter Sprache zurückgeschaut. 2001 begann die Arbeit, die ehrenamtlich von über 60 Wissenschaftler:innen auf Basis von Spenden getragen wurde. Koordiniert wurde sie durch eine Projektstelle der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. 2006 ist die Bibel in gerechter Sprache erschienen, mittlerweile ist sie in der 4. Aufl. (100 000 Exemplare). Sie hat das Bibellesen verändert, sozialgeschichtliche Themen wurden in Gemeinden getragen und diskutiert. Keine neue Bibelübersetzung kann seitdem ausschließlich von „Brüdern“ sprechen, auch im Blick auf den Gottesnamen sind wichtige Impulse gesetzt worden. Sprache ist ein Spiegel der Wirklichkeit und hat zugleich eine verändernde Kraft, in dem sie neue Bilder schafft und Räume öffnet.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, der Überwindung des christlichen Antijudaismus und des Postkolonialismus auch in der Theologie breit diskutiert worden. Vieles ist in der Bibel in gerechter Sprache bereits aufgenommen. Doch ist sie noch aktuell? Auf rechtlicher Ebene gibt es ein drittes Geschlecht: Soll das in eine Übersetzung einfließen? Kann eine Bibel mit Gendersternchen funktionieren? Wie schlagen sich die kritischen Anfragen postkolonialer Theologien in der Art und Weise nieder, wie wir die Bibel lesen? Darüber wollen wir unter Beteiligung möglichst vieler Menschen neu nachdenken. Denn jede Generation muss sich die Bibel neu aneignen und das Verständnis des biblischen Textes in eigene Sprache fassen.