Die Bibel der Juden in der evangelischen Kirche

Die Wiederentdeckung der Hebräischen Bibel in der Reformation
von Bertold Klappert

Evangelische Theologie und Kirche sind im hohen Maße durch die Wiederentdeckung der Hebräischen Bibel bestimmt gewesen.
… Trotz dieses gewaltigen Aufbruchs hin zur Hebräischen Bibel hat es die Reformation nicht geschafft, auch den Aufbau der jüdischen Bibel von „Tora, Propheten und Schriften“ zu übernehmen. Das ist zum ersten Mal durch die „Bibel in gerechter Sprache“ (BigS) geschehen, etwa gleichzeitig auch in Holland (De Naardense Bijbel 2006).

Die notwendige Rückkehr zu den reformatorischen Anfängen

Umkehr und Neuanfang, wie sie nach der Shoah (bzw. Auschwitz) langsam eingesetzt haben, müssten zu diesen Anfängen der Reformation zurückkehren. Wer weiß noch, dass entsprechend der synagogalen Tradition in den reformierten Kirchen der Waldenser in Italien und Deutschland (Ostfriesland) statt des Kreuzes über dem Altar die 10 Gebote über dem Tisch des HERRN oder neben der Kanzel hingen? Und zwar mit der vollen bei Luther fehlenden, weil befreiungstheologisch ausgerichteten Exodusformel: „der ich Dich aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe“? Wer weiß noch, dass Calvin anders als das gesamte Neukirchener Kommentarwerk die Propheten nicht als Überwinder oder Höhepunkt, sondern schlicht als Ausleger der Tora verstanden und noch 1561 eine Synopse zu allen Toraweisungen der 5 Bücher Mose verfasst hat? …

aus: BlickPunkt.e Nr. 3 / Juni 2010