Mt 5,9: »Selig sind die Friedfertigen« oder: »Selig sind die, die für Frieden arbeiten«?
Die Frage, ob es in Mt 5,9 um ein aktives Verhalten (»für Frieden arbeiten«) geht oder um Passivität (»still halten, friedlich sein«), beschäftigte schon Luther. Im Griechischen steht eirenopoioi, also »Frieden machen«. Luther übersetzte 1545 (und Luther 1984 behält es bei): »Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.« Luther fügte 1545 als Anmerkung hinzu: »Die Friedfertigen sind mehr denn Friedsamen nemlich die den Frieden machen fordern vnd erhalten unter andern. Wie Christus vns bey Gott hat friede gemacht.« Off ensichtlich hat sich seit Luther die Bedeutung von »friedfertig« geändert: Heute ist eine andere Wortwahl nötig, um den aktiven Sinn von eirenopoioi wiederzugeben. Es fällt auf, dass Luther hier geschlechterfair übersetzt, anders als z. B. die Einheitsübersetzung mit: »Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.«
Die Bibel in gerechter Sprache betont den aktiven Einsatz für den Frieden und übersetzt: »Selig sind die, die für den Frieden arbeiten, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes heißen.«