Mt 26,1–5; Mk 14,1–2; Lk 22,1; Apg 2,1: »Ostern« und »Pfingsten« oder »Pessach« und »Wochenfest«?

Das Neue Testament ist innerhalb einer jüdischen Welt entstanden. Die darin genannten Feste pessach und schawuot sind jüdische Feste. Wenn daraus später die christlichen Feste Ostern und Pfingsten er­wachsen sind, darf die Übersetzung der biblischen Texte ihre Ur­sprünge nicht christlich vereinnahmen und suggerieren, zur Zeit des Neuen Testaments seien in den ersten Gemeinden bereits christliche Feste gefeiert worden. Apg 2,1 und 20,16 sprechen vom Fest pentekoste. Gemeint ist das zweite Wallfahrtsfest (hebräisch: schawuot), das sieben Wochen nach Pessach gefeiert wird. Jüdische Menschen im deutschen Sprachraum bezeichnen es als »Wochenfest«. Alle gängigen deutschen Bibelüber­setzungen übersetzen mit »Pfingsten«. Lutherbibeln tragen als Über­schriften: »Das Pfingstereignis« oder »Pfingstpredigt des Petrus«. Ähnliches gilt für das aramäische Wort pas-cha. Es steht im griechi­schen Neuen Testament für Pessach (z. B. Mt 2618). Schon Luther (1545) blendete die jüdischen Wurzeln aus und übersetzte mit »Ostern«/»Osterlamm«, wie es bis heute in Bibelübersetzungen steht und in Bachs Oratorien gesungen wird. Erst ab Luther 1964/75 wird pas-cha mit »Passa« übersetzt, während »Pfingsten« immer noch in gängigen Bibelübersetzungen zu finden ist, dabei in der Guten Nach­richt sogar für Ex 23,16 und bei weiteren Stellen, an denen in der He­bräischen Bibel das »Wochenfest« erklärt wird. Die Bibel in gerechter Sprache entscheidet anders. Ihre Übersetzun­gen »Pessach« und »Wochenfest« legen offen, dass Jesus und seine Nachfolgegemeinschaft jüdische Feste feiern.

ZUM WEITERLESEN:
Wengst, Übersetzen in Verantwortung vor dem Judentum