Gen 2,25: »Der Mensch und seine Frau« oder: »der Mensch als Mann und seine Frau«?

Als letztes der Schöpfungswerke schafft Gott adam als göttliches Bild, männlich und weiblich (Gen 1,27). Das hebräische Wort adam kann einen einzelnen Menschen oder wie in Gen 1,27 und 3,24 die Menschheit insgesamt bezeichnen. Darum übersetzen mehrere deutschsprachige Bibeln, darunter die Bibel in gerechter Sprache, dort mit »die Menschen«. In Gen 2,21 ist adam als zweigeschlechtliches Wesen gedacht. Durch Teilung wird daraus das Gegenüber von Frau und Mann (83). Trotz­dem spricht das Hebräische danach auch dann von adam (»Mensch«), wenn ausschließlich der Mann gemeint ist, z. B. in Gen 225. Luther (1984) übersetzt: »Sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau.« Diese Übersetzung wirft die Frage auf, ob die Frau kein Mensch ist. Andernorts wird das Problem gelöst, indem der Gattungsbegriff adam (»Mensch«) zum Eigennamen »Adam« wird: »Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes« (Gen 38 in Luther 1984). Auch die Lösung, adam mit »Mann« wiederzugeben, schafft neue Probleme. Denn was Gott über die Arbeit sagt, gilt für beide Menschen (3,17–19). Bei der Frau kommt nur noch anderes hinzu (316). Ebenso ist durch die Wiedergabe von adam mit »Adam« nicht mehr zu erkennen, dass die Frau laut Gen 3,20 als Einzige einen Eigennamen erhält. Von ihrem Mann wird solches nicht erzählt. Durch Wendungen wie »der Mensch als Mann«/»männlicher Mensch« oder »Mann-Mensch« versucht die Bibel in gerechter Sprache, ge­schlechtergerecht zu übersetzen und gleichzeitig die Bedeutungs­breite von adam zu bewahren, z. B.: »Da gab der Mann-Mensch seiner Frau einen Namen: Chawwa, Eva, denn sie wurde zur Mutter aller, die leben« (3,20).

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Crüsemann, Eva – die erste Frau und ihre Schuld