Apg 15,1: Beschneidung von Männern und Frauen?

In der Gemeinde in Antiochien (Apg 15) wird diskutiert, wie mit der Toravorschrift zur Beschneidung umzugehen sei. Zur Gemeindever­sammlung gehören Frauen und Männer. Gemeinsam ringen sie da­rum, ob die Vorschrift nur für jüdische Männer gilt oder ob sich Män­ner aus anderen Völkern auch beschneiden lassen müssen. Die Bibel in gerechter Sprache übersetzt: »Von Judäa kamen einige herab und lehrten die Geschwister: Wenn ihr euch nicht nach dem Ritus des Mose beschneiden lasst, kann euch nicht geholfen werden« (Apg 15,1). Dies drückt weder aus, dass jetzt auch Frauen beschnitten werden sollen, noch fordert es die jüdischen Männer der Gemeinde auf, sich ein zweites Mal beschneiden zu lassen. »Wenn ihr euch nicht be­schneiden lasst« ist eine plakative Art zu reden, die von der angespro­chenen Gruppe verstanden wird. Genauso kann heute bei einer Dis­kussion um Kindertaufe gesagt werden: »Wenn ihr eure Kinder nicht taufen lasst …«, ohne dass Eltern von getauften Kindern auf die Idee kämen, sie erneut taufen zu lassen.