diabolos (griech.) – Teufel, satan (hebr.), satanas (griech.) – Satan; daimonion (griech.) – Dämon.

Das Wort diabolos (lat. diabolus, davon ist das deutsche Teufel abgeleitet) bezeichnet eine Größe, die etwas auseinander bringt, sich dazwischen drängt. (Das trennende Diabolische ist somit das Gegenteil des verbindenden Symbolischen.) Ähnlich hat das hebr. Verb satan zunächst die allgemeine Bedeutung sich jmd. entgegenstellen, anfeinden (z. B. Gen 50,15). Daraus wurde, im AT zunächst an wenigen Stellen, in der zwischentestamentlichen Zeit und im NT zunehmend ausgeführt und erweitert, eine personale Größe, eine diabolische, teuflische Gestalt.

Die Ausbildung der Figur des Satans oder Teufels entspringt einem Grundwiderspruch zwischen Glaube und Erfahrung. Wie lässt sich der Glaube an Gottes ↑ Gerechtigkeit und Güte (↑ chesed) mit der Erfahrung des Leidens und der Realität des Bösen vereinbaren? Aus dieser Frage entstand als ein Denkmodell die Auffassung, es gebe eine Macht, die sich feindlich zwischen Gottes Plan und dessen Verwirklichung drängt. Die Figur des Satans oder Teufels resultiert dabei aus dem Versuch der Entlastung Gottes. Nicht Gott selbst, sondern jener Feind, Ankläger, Widersacher soll für das Böse verantwortlich sein. Diese Vorstellung vom Teufel ist somit letztlich das Produkt einer Verkürzung Gottes auf den lieben Gott. Dann aber wird der Teufel umso mächtiger, je lieber Gott bleiben soll.

Die Einführung des Satans zur Entlastung Gottes zeigt sich bes. deutlich in den beiden Fassungen der Geschichte von Davids Volkszählung. Nach 2 Sam 24,1 ist es Gott selbst, der David zu diesem Tun reizt und ihn dann dafür, dass David Vertrauen auf die eigene Stärke und damit mangelndes Gottvertrauen zeigt, hart straft. In der (literarisch späteren) Fassung derselben Geschichte in 1 Chr 21,1 ist Gott durch den Satan ersetzt. Nicht Gott soll zum Bösen gereizt haben, sondern jener Widersacher. Doch ist der Satan hier wie auch sonst im AT kein eigenmächtiger, gar gleich mächtiger Gegenspieler Gottes, sondern bleibt eine Figur in Gottes Hofstaat, der es obliegt, falschen Schein aufzudecken (so bes. Hiob 1 f) und Anklage zu erheben (Sach 3,1 f).

Die Figuren des Teufels (diabolos) oder Satans (satanas) nebst weiteren dämonischen Gestalten sind in den Apokryphen (z. B. Tob 6,6-9) und im NT gegenüber den vergleichsweise wenigen atl. Belegen stark erweitert. Die diabolischen Mächte werden geradezu zu einem gegengöttlichen Heer von Dämonen (daimonion). Die Unterscheidung zwischen einem guten Geist (↑ ruach) und einem bösen ist manchmal nicht leicht. Dämonenaustreibungen gehören zu den im NT am meisten geschilderten Taten Jesu. Sie geben von Dämonen besetzten Menschen das eigene Leben wieder (Mk 5,1-20), aber stellen auch einen Kampf mit der dämonischen Macht (Lk 11,14-23) dar. Diese Macht erscheint im NT und mehr noch in späteren Ausprägungen in der Kirchengeschichte unter vielen Namen, die sich z. T. der Aufnahme atl. Motive verdanken. Da ist der Böse (Mt 13,19; in der Vaterunser-Bitte in Mt 6,13löse uns aus dem Bösen – ist im Griech. wie im Deutschen als Nominativ sowohl der Böse als auch das Böse möglich), der Verderber (1 Kor 10,10), der Fürst (oder Herrscher) dieser Welt (Joh 12,31); der Antichrist bzw. Anti-Messias (1 Joh 2,18; 4,3), ferner Beliar (2 Kor 6,15), Beëlzebul (Mk 3,22; der Oberste der Dämonen, Mt 9,34 in Verbindung mit 2 Kön 1,2), alte Schlange (Offb 12,9, vgl. 2 Kor 11,3 in Verbindung mit Gen 3), Luzifer (seit der alten Kirche aus der Verbindung von Jes 14,12 und Lk 10,18), großer Drache (Offb 12,7-9 – dazu die Auflistung einer Reihe dieser Namen in Offb 20,2).

Trotz dieser erheblichen Ausweitung der diabolischen Figur(en) ist der Handlungsspielraum des Teufels auch im NT von Gott begrenzt und gelenkt. Beide Elemente (Gegenmacht und Macht unter Gott) zeigen sich in den Erzählungen von der Versuchung Jesu durch den Teufel (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13) bzw. Satan (Mk 1,12 f). Einerseits verkörpert sich in jener diabolischen Macht (Lk 8,12) mindestens auch die Macht des römischen Kaisers (wer sonst könnte Jesus alle Weltreiche anbieten?); andererseits ist es die heilige Geistkraft (↑ ruach) Gottes, die Jesus in die Wüste hinaufgebracht (hat), um vom Teufel zur Verleugnung Gottes herausgefordert zu werden (Mt 4,1, vgl. Mk 1,13; Lk 4,1 f).

Die Offb verbindet mit der Herrschaft des Satans einen Entwurf von Zeit und Geschichte. Nach einer Zeit seines Wirkens wird er auf 1 000 Jahre in Fesseln gelegt (daraus entwickelte sich später die Vorstellung eines 1 000-jährigen Reichs des Friedens – nebst dem schrecklichen Zerrbild jenes vorgeblich 1 000-jährigen Reichs, das in Deutschland zwölf Jahre Terror bedeutete), danach aber ist der Teufel los und es kommt zum Endkampf, in dem er endgültig besiegt und getötet wird (Offb 20,7-10).

Zugleich mit diesem Szenario enthält die Offb eine bemerkenswerte Sicht der Frage, ob es den Teufel wirklich gibt. In Offb 12 – 13 zeigt er sich mit seinen Mächten als Plagiat, als Imitation Gottes und Christi. Insofern gibt es ihn nicht wirklich, sondern nur als falschen Schein. Doch der falsche Schein kann sehr wohl Realität bekommen (wie man mit einem gefälschten Scheck echtes Geld und mit falschen Wahlversprechungen echte Macht bekommen kann). Es kommt daher darauf an, den falschen Schein zu durchschauen und dem Trug keine Wirklichkeit zuzuerkennen. Gegen Teufelsglauben und Teufelsspuk hilft letztlich nur die Wahrnehmung der ↑ Gerechtigkeit Gottes in der ganzen Wirklichkeit, d. h. in ihren guten und bösen Seiten. Wer Gott von den bösen Seiten von Welt und Leben entlasten will, statt – wie es in der Bibel geschieht – auch die Erfahrung des Bösen in Klage und sogar Anklage vor Gott zu bringen (Ps 88; Hiob), macht den Teufel stark. (J. E.)