baptizo (griech.) – taufen, eintauchen, untertauchen.

Christliche Kirchen möchten gern Dinge, die ihnen wichtig sind und die sie in einer bestimmten Weise praktizieren, in der Bibel wieder finden. Ein Beispiel dafür ist die Taufe: Durch dieses Ritual wird eine Person in die Kirche aufgenommen. Sie wird dabei mit Wasser in Berührung gebracht. Nun gibt es in den Kirchen unterschiedliche, zum Teil gegensätzliche Vorschriften über den Vollzug der Taufe. Die Bibel gibt dafür in vielerlei Hinsicht keine eindeutige Entscheidungsgrundlage oder Richtung an. Können und sollen Säuglinge und Kinder getauft werden, wie es in den großen Kirchen üblich ist? Oder ist die Taufe ein bewusstes Zeugnis, wie es erst Heranwachsende oder Erwachsene geben können? Das NT würde hier nur dann eine Entscheidungshilfe bieten, wenn wir wüssten, ob bei den Haushalten, die getauft wurden (z. B. Apg 16,15), auch Säuglinge und Kinder mitgemeint sind oder nicht. Auch andere Fragen bleiben, gemessen an der heutigen kirchlichen Praxis, im NT uneindeutig: Muss die Person, die die Taufe vollzieht, über eine bestimmte Qualifikation, einen bestimmten Status verfügen? Welchen Umfang und welche Dauer muss die Verkündigung und Unterrichtung der Täuflinge haben? Genügt eine Rede (Apg 2,14-41), eine Wagenfahrt (Apg 8,26-40)? Hat die Taufformel einen festen Wortlaut? Begründet die Taufe die volle Teilhabe am Leben der christlichen Gemeinschaft (einschließlich der Teilnahme an der heiligen Mahlzeit)? Hat Jesus selbst getauft (Joh 3,22.26) oder nicht (Joh 4,2)?

Nicht alles bleibt im NT offen. Es geht um mehr als ein paar Tropfen Wasser. baptizo meint ein Ein- oder Untertauchen einer (aller Wahrscheinlichkeit nach unbekleideten) Person in Wasser. Das Untertauchen kann die Assoziation an Ertrinken, an Tod auslösen – und diese Assoziation wird im NT mehrfach aufgegriffen (Mk 10,38 f; Röm 6). Die Taufe ist kein Ritual, das diejenigen, die in Jesus den Messias Israels erkennen, von dem Judentum mit seinen vielfältigen Tauchbädern unterscheidet. Wie bei Johannes dem Täufer (Mk 1,4-8) ist die Taufe auch in der jesusgläubigen Gemeinde ein innerjüdisches Ritual, das Vergebung der ↑ Sünde und Umkehr (↑ schuv) zum Ausdruck bringt: In baptizo schwingt auch der Aspekt des Abwaschens mit (1 Petr 3,21). Nichtjüdische Personen können an diesem Ritual Anteil bekommen (Apg 10 f). Dass ohne Taufe kein Heil bei Gott zu finden sei, ist ein Gedanke, der dem NT fremd ist, aber in einigen Handschriften später eingetragen wurde (Mk 16,16). Dass die Taufe Heil und Rettung bringt, betont das NT, indem es Bezüge zur Sintflut (1 Petr 3,20 f) und zum Durchzug durch das Schilfmeer (1 Kor 10,1 f) herstellt. Irritierend: Das NT kennt auch die Taufe für die Toten (1 Kor 15,29). Und viele Briefe des NT erinnern ihre Empfängerinnen und Empfänger an ihre eigene Taufe und an das, was, symbolisiert in diesem Ritual, an und in ihrem Leben neu geworden ist. Das könnte ein Anstoß für die Großkirchen sein, ihre Praxis der Säuglingstaufe zu überdenken. Genau an diesem Punkt gibt es, insbesondere in protestantischen Bibelübersetzungen, seit langem den Streit, ob mit taufen die Säuglingstaufe gerechtfertigt werden soll oder mit ein- oder untertauchen die Notwendigkeit einer erinnerbaren Erfahrbarkeit des Taufrituals unterstrichen werden soll. baptizo im NT: Jedenfalls mehr als nur ein paar Tropfen Wasser … (M. L.)