z.B.: Gen 18,16-33 oder Ps 84

Das Buch Tobit

Kapitel 2

1Als ich in den Tagen des Königs Asarhaddon in mein Haus zurückkehrte, wurden mir meine Frau Hanna und mein Sohn Tobias aufs Neue geschenkt. Und am 50. Tag(561) nach unserem Pessachfest, am heiligen Fest der sieben Wochen, gab es für mich ein gutes Mahl und ich ließ mich nieder, um zu essen. 2Ein Tisch mit vielen verschiedenen Köstlichkeiten wurde vor mich hingestellt. Da sagte ich zu meinem Sohn Tobias: »Junge, geh und schau, ob du unter den nach Ninive Verschleppten Arme(562) von unseren Geschwistern findest, die mit ganzem Herzen Gottes Andenken bewahren. Dann bring sie her. Sie sollen °gemeinsam mit mir essen.« 3Tobias machte sich auf, nach solchen Armen zu suchen. Er kam zurück und rief: »Vater!« Ich sagte: »Ja, mein Junge?« Da erwiderte er: »Vater, es wurde wieder einer von unserem Volk ermordet! Er ist auf den Marktplatz geworfen worden. Sie haben ihn gerade erwürgt.« 4Da sprang ich auf und verließ das Essen, bevor ich davon probiert hatte. Ich schaffte den Toten von dem Platz fort und legte ihn in eine der Hütten. Nach Sonnenuntergang wollte ich ihn beerdigen. 5Dann kehrte ich zurück, wusch mich und aß das zubereitete Mahl voller Trauer. 6Und ich erinnerte mich an das Prophetenwort, das Amos über Bet-El sprach: »Eure Feste werden in Trauer umschlagen und eure fröhlichen Lieder in Totenklage!«
Da weinte ich. 7Als die Sonne unterging, hob ich in aller Eile ein Grab aus und beerdigte ihn. 8Aber meine Nachbarinnen und Nachbarn lachten mich aus und sagten: »Er fürchtet sich wohl gar nicht! Eben erst wurde er gesucht, um für diese Tat hingerichtet zu werden und floh und jetzt beerdigt er schon wieder die Toten.«
9In dieser Nacht wusch ich mich, ging in meinen Hof und legte mich neben der Mauer des Hofs zur Ruhe. Mein Gesicht war wegen der Hitze unbedeckt. 10Ich wusste aber nicht, dass Sperlinge in der Mauer über mir nisteten. Sie ließen ihren Kot heiß auf meine Augen fallen und ich bekam weiße Flecken. Ich ging zu Ärzten, um mich heilen zu lassen. Aber je mehr Salbe sie mir aufstrichen, desto schlimmer wurden die Flecken, bis ich völlig blind war. Ich konnte die Augen vier Jahre lang nicht gebrauchen. Alle meine Verwandten bedauerten mich. Achikar aber kümmerte sich zwei Jahre lang um mich, bis er in die Provinz Elymaïs zog.
11Meine Frau Hanna versuchte, mit Weben, einer typischen Frauenarbeit, Geld zu verdienen. 12Sie sandte denen, die sie beauftragt hatten, den Stoff, worauf sie ihr den Lohn gaben. Einmal, am siebten Tag des Dystros(563), schnitt sie den Webstoff ab und sandte ihn den °Auftraggeberinnen. Da gab sie ihr den vollen Lohn und dazu ein Ziegenjunges für den Kochtopf. 13Als sie zu mir kam, fing das Zicklein zu meckern an. Da rief ich sie und sagte: »Woher ist dieses Zicklein, es wird doch nicht gestohlen sein? Gib es seinen °Besitzerinnen zurück! Wir dürfen schließlich nichts Gestohlenes essen!« 14Da antwortete sie mir: »Es ist ein Geschenk, das ich zusätzlich zum Lohn bekam!« Ich aber °glaubte ihr nicht und errötete deshalb aus Scham über sie. Ich befahl, es der Besitzerin zurückzubringen. Da entgegnete sie mir: »Und wo sind jetzt deine barmherzigen Werke? Wo bleiben deine °gerechten Maßstäbe? Sieh an, jetzt erkennt man deutlich, wie es mit dir eigentlich steht!«