z.B.: Gen 18,16-33 oder Ps 84

Das Buch der Klagelieder

Kapitel 4

1Ach, wie ist verdunkelt das Gold, wie verändert das edle Metall, wie liegen die heiligen Steine an allen Straßenecken verstreut.
2Zions teure Kinder, mit Feingold aufgewogen,
ach, wie werden sie irdenen Krügen gleich gehalten,
von Hand getöpfert.
3Selbst Schakale reichen die Brust, säugen ihre Jungen;
mein °Volk, die Tochter, ward grausam wie in der Wüste die Strauße.
4Dem Säugling klebt am Gaumen die Zunge vor Durst,
die Kinder fragen nach Brot; es bricht's ihnen niemand.
5Die Leckerbissen aßen, verschmachten in den Gassen;
die auf Karmesin getragen, betten sich in Mist.
6Da ward groß die °Schuld meines Volkes, der Tochter,
größer als Sodoms °Verfehlung, der tief Gestürzten wie im Nu;
und keine Hand regte sich mehr in ihr.
7Einst strahlten ihre Eliten mehr als Schnee, glänzten mehr als Milch,
rosiger als Korallen der Leib, wie Saphir ihre Gestalt.
8Dunkler als Kohle ward jetzt ihr Aussehen,
nicht wurden sie erkannt in den Gassen;
auf ihren Knochen schrumpfte ihre Haut,
trocken geworden wie dürres Holz.
9Besser erging's den vom Schwert als den vom Hunger Erschlagenen;
jenen zerfloss das Leben durchbohrt, diesen fern der Erträge des Feldes.
10Empfindsamer Frauen Hände kochten ihre Kinder,
zur Notkost wurden sie ihnen,
da zerbrochen mein °Volk, die Tochter.
11Bis zum Ende trieb Adonaj den Zorn, ergoss die Zornglut,
legte Feuer in Zion, dass es ihre Grundfesten fresse.
12Nicht geglaubt hätten's die Königinnen und Könige der Erde,
noch alle, die den Erdkreis bewohnen,
dass Bedränger und Feind je käme in Jerusalems Tore.
13Wegen ihrer Prophetinnen und Propheten °Verfehlungen,
ihrer Priester °Schuld geschah's, die in ihr das Blut Gerechter vergossen.
14Blind wankten sie durch die Gassen, besudelt vom Blut;
was sie nicht durften, berührten sie mit ihren Kleidern.
15»Weicht! °Unrein!«, rief man ihnen zu,
»Weicht! Weicht! Rührt nur nichts an!«
Ja, sie wankten, entschwankten.
Man sprach unter den °Völkern: »Nicht mehr dürfen sie bleiben.«
16Das Antlitz Adonajs hat sie zerhauen, mag nicht länger sie anschauen.
Priester werden nicht hochgehalten, man ist nicht freundlich zu den Alten.
17Noch immer sahen die Augen wir uns aus nach Hilfe – umsonst.
Auf Späherwarte spähten wir nach einem °Volk – es °rettete nicht.
18Unsere Schritte belauert, unser Gehen ummauert.
Unser Ende war nah, abgelaufen unsere Tage, ja, unser Ende war da.
19Die uns verfolgten, waren schneller als Adler am Himmel,
über die Berge hetzten sie uns, lauerten in der Wüste uns auf.
20Der °frei uns atmen ließ, Adonajs °Gesalbter,
ist gefangen in ihren Verliesen.
Von ihm hatten wir gesagt:
»In seinem Schatten werden unter den °Völkern wir leben.«
21Frohlocke nur, freu' dich nur, Tochter Edom, sitzend im Lande Uz!
Auch bei dir wird der Becher kreisen; wirst betrunken, dich entblößen.
22Abgetan deine °Schuld, Tochter Zion!
Nicht mehr sollst du entblößt, nicht mehr verschleppt werden.
Deine °Schuld, Tochter Edom, zählt;
deine °Verfehlungen werden bloßgelegt.