z.B.: Gen 18,16-33 oder Ps 84

Das Buch der Klagelieder

Kapitel 2

1Ach, wie verschattet in ihrem Zorn °meine Autorität die Tochter Zion, schleudert vom Himmel zur Erde Israels Pracht,
gedenkt nicht des Schemels ihrer Füße am Tag ihres Zorns.
2Alle Triften Jakobs vertilgte °meine Autorität, kannte kein Mitleid,
riss nieder voll Wut die Festungen der Tochter Juda,
warf zu Boden, gab preis das Königreich und seine hohen Herren,
3hieb ab in Zorneshitze jedes Horn Israels,
zog ihre Rechte zurück vor dem Feind,
um in Jakob zu sengen wie Feuerflamme – die fraß ringsum –,
4spannte den Bogen gleich einem Feind,
stand da, wie mit der Rechten bedrängend,
um alles zu töten, was kostbar dem Auge,
goss ins Zelt der Tochter Zion ihre Zornglut wie Feuer.
5Es ward °meine Autorität gleich dem Feind, vertilgte Israel,
vertilgte all ihre Paläste, zerstörte seine Festungen,
zu mehren bei der Tochter Juda Klage und Klagegeschrei.
6Da entblößte Adonaj – gleich dem Garten – Israels Gezweig,
zerstörte den Festort,
ließ vergessen in Zion Festzeit und Sabbat,
mit grimmigem Zorn zu schmähen König und Priester.
7Es verstieß meine Autorität den Altar, verwarf das Heiligtum,
lieferte aus in Feindeshand die Mauern ihrer Paläste;
sie machten Lärm im Haus Adonajs wie am Festtag.
8Es sann Adonaj, der Tochter Zion Mauer zu schleifen,
spannte die Messschnur, zog vom Vertilgen die Hand nicht zurück,
in Trauer zu stürzen Wall und Mauer; zusammen schwanden sie dahin.
9Zur Erde sanken ihre Tore, die Riegel zerschlagen und zerbrochen,
ihr König und ihre hohen Herren unter den °Völkern – da ist keine °Weisung;
auch Prophetin und Prophet bleiben ohne Vision von Adonaj.
10Der Tochter Zion Älteste sitzen auf der Erde, sind erstarrt,
streuen Asche sich aufs Haupt, gürten sich mit Säcken;
zur Erde lassen ihren Kopf hängen Jerusalems junge Frauen.
11In Tränen vergehen meine Augen, meine Eingeweide rumoren,
zur Erde geschüttet mein Herz, weil zerbrochen mein °Volk, die Tochter,
da Kind und Säugling schmachten in den Straßen der Stadt.
12Zu ihren Müttern sie sprechen: »Wo sind Korn und Wein?«,
da sie, wie tödlich verwundet, verschmachten in den Straßen der Stadt,
da ihre °Kehle sich verströmt in ihrer Mütter Schoß.
13Was soll ich dir beteuern,
womit dich vergleichen, du Tochter Jerusalem,
womit dich gleichstellen, dich trösten, Tochter Zion, junge Frau?
Groß wie das Meer ist ja dein Zerbrechen. Wer könnte dich heilen?
14Deine Prophetinnen und Propheten hatten Visionen von Lug und Trug,
deckten deine °Schuld nicht auf, dein Geschick zu °wenden,
machten visionäre Sprüche dir von Lug und Verführung.
15Deinetwegen schlagen überm Kopf die Hände zusammen
alle, die des Weges ziehen,
pfeifen und schütteln ihren Kopf über die Tochter Jerusalem:
»Ist das die Stadt, von der man sprach:
Vollendete Schönheit, der ganzen Welt Freude?«
16Alle, die dir feind sind, reißen das Maul über dich auf,
pfeifen und knirschen mit den Zähnen, sprechen: »Wir haben sie vertilgt.
Ja, das ist der Tag, auf den wir gehofft!
Wir haben's erreicht, wir haben's gesehen.«
17Es tat Adonaj wie geplant, vollzog's wie gesprochen,
wie geboten von frühen Tagen an, riss nieder ohne Mitleid,
ließ triumphieren den Feind gegen dich,
richtete hoch auf deiner Bedränger Horn.
18Ihr °Herz schreit auf zu meiner Autorität: »Mauer der Tochter Zion,
dem Bache gleich lass Tränen fließen Tag und Nacht,
gönn' dir keine Ruhe, dein Augapfel habe keine Rast!«
19°Steh auf, rufe laut in der Nacht am Anfang der Wachen!
Schütte dein °Herz aus wie Wasser vor dem Antlitz meiner Autorität!
Erhebe deine Hände zu ihr um des °Lebens deiner Kinder willen,
verschmachtet vor Hunger an allen Straßenecken!
20»Sieh doch, Adonaj, schau her, wem du solches angetan!
Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht verzehren, liebevoll umhegte Kinder?
Darf im Heiligtum °meiner Autorität erschlagen werden Priester
sowie Prophetin und Prophet?
21Am Boden liegen in den Gassen Junge und Alte;
meine jungen Frauen und Männer fielen durchs Schwert.
Du hast sie erschlagen am Tag deines Zorns,
hast sie gemetzelt, kanntest kein Mitleid.
22Als ging's zum Fest, riefst von ringsum du
Schrecken über Schrecken mir herbei.
Am Tag des Zornes Adonajs war kein Entrinnen, kein Entkommen:
Die ich liebevoll umhegt und großgezogen –
mein Feind hat sie vernichtet.«